Bevor ich schweige

Noch einmal erinnern

An die Solidarität

Zwischen Armen und Reichen

Wir haben sie doch gelebt

So viele wissen das doch

Es ist nicht mehr solidarisch bei uns

Aber es könnte so sein.

 

Noch einmal sprechen

Von möglichem Frieden

Zwischen großen und kleinen Ländern

Wir sind doch aufgestanden dafür

Auch Vietnam wurde frei

Wir stehen nicht mehr auf für zu schaffenden Frieden

Aber es könnte so sein.

 

Noch einmal berichten 

Von der Freiheit

Der Menschen aller Farben

Wir boten ihnen doch Schutz

Damit sie leben durften und lieben

Wir teilen nicht mehr unseren Überfluss mit ihnen

Aber es könnte so sein.

Noch einmal darüber reden

Wie viele Kulturen sich Glück erhoffen

Von den gleichberechtigten Religionen

Wir haben das doch gemeinsam gelebt

Und diese Welt bunter gemacht

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sind verloren gegangen

Doch sie könnten noch sein.

 

Noch einmal erinnern

An die Wärme der Liebe

Noch einmal sprechen von der Hoffnung auf Glück

Um allen Menschen ein Lächeln zurückzugeben

Damit die davon wissenden fragen:

Das gab es doch, das muss es doch geben

Kommt das jemals wieder?

 

***


© by Gerhard Pollheide, Sayalonga-Carraspite, den 07.01.2025

In die Riemen legen sich nur Nichtschwimmer

Das vierte Weihnachten, bekam ich zu hören, ist nicht zu stören. 

Der große Regen der bevorstehenden Entscheidung trifft mich. 

Begrenzte Unklarheiten schimmern durchs Gras wie rätselhafte, grüne  Hunde. 

Und die Kastanien sind völlig verschlossen und taub.

 

Es regnet nicht - und es kümmert uns nicht mehr. 

Der Bauer vergibt den ersten Todesfall - durch Lächeln! 

Denn, den er zum Bier einlud, der verlässt am lichten Mittag die Erde.

 

Hellrote Flammen, die wimmelnden Maden trotzen. 

Korrespondenz - eine getragene Leistung. 

Doch lassen wir das beiseite. 

Lieber wollen wir schönrauhe Menschen erleben, 

Die der Schafskälte junger Kriege zu trotzen wissen.

 

***

 

© by Gerhard Pollheide, am 15.02.2025 um 00.43 Uhr in Lübbecke 

Gedanken an damals und heute

Nun war ich also auf dieser Welt. Warum? Welchen Sinn kann es haben, dass es mich, meine Seele überhaupt gibt? Warum werden wir geboren, warum sterben wir? Wenn es nach dem Tod das Nichts gäbe, wäre jede Geburt eine Strafe. 


Ich will meinem Leben die Ernsthaftigkeit wegnehmen. Wie geht das? 

In X-Milliarden Jahren gibt es dieses Universum, diesen Kosmos, nicht mehr. Wo sind dann die Seelen und leben alle gedachten Gedanken fort im Nichts? Dann wäre es genauso sinnlos, etwas zu tun oder nichts zu tun. Leben und Sterben ist völlig gleich. Vielleicht gibt es ja gar kein Leben und keinen Tod. Vielleicht bin ich nicht ich, sondern nur Gegenstand im Traum eines völlig anderen, dessen Schlaf eine Million Jahre dauert. Dann wäre diese Traumwahrnehmung ein fassbares, reales Ereignis und bewirkte die Veränderung meines bewussten Erlebens. 

Wesentliches ist gespeichert im verbleibenden Blickpunkt. Unwesentliches gleitet ab ins Nirwana. Und doch bewirkt Beides die Seelenveränderung eines sich verstärkenden Bewusstseins. Die realen Träume tragen, wie wir wie ein Sternenkleid. Die guten Träume tragen unser Leben zeitlos in die vernetzte Ewigkeit. Doch Achtung: Traumgefahr böser Träume ist immerdar. Und wenn das Erwachen kommt, wird alles verschwunden sein und alle geträumten Schmerzen und Verletzungen sind gelöscht, wie das Glück. 

Doch ich bin Ich. „Ich“ ist gleich leben den guten Traum. Man hat mir so viele Wahrheiten erzählt. Manche sollte ich damals auswendig lernen, bis ich merkte: Es gibt viele Wahrheiten und Wahrheit und Wahrhaftigkeit sind so unterschiedlich, wie Tag und Nacht. Verstehen und Nichtverstehen sind oft gleich. 

Ja, wenn ich es will, nehme ich meinem Leben schon einiges ab! Ich gestehe ihm auch einiges zu. Ich erlaube ihm, sich an den Genüssen dieser Welt wohl zu laben. Ich weiß, dass die Gedanken mancher Droge mein Hirn durchdringen. Und ich weiß dann auch, dass das, was ich sage, erst von mir selbst nach und nach verstanden werden muss, sofern ich es überhaupt verstehe. Wein bietet mir manchmal den Zugang zur Muse und über diese den Zugang zur Liebe. Wen nie die Muse küsste, der hat auch nie geliebt. 

Aber was ist Liebe und warum ist sie, wenn alles vergeht? Ich suche und male und schreibe, um mich zu verstehen, verstehen zu lernen. Aber vor allem auch darum, missverstanden zu werden. Hiermit gestehe ich, dass die Schuhe, mit denen ich durch diese Wohnung laufe, nicht die Glückseligkeit bedeuten, für die sie mir geschenkt wurden! Hiermit gestehe ich, dass die Bilder an der Wand, die ich selbst malte, zwar zeigen, was ich wünsche oder fürchte; aber auch, niemanden zu kennen, der auch nur glaubt, sie zu verstehen. Hiermit gestehe ich, das Leben, welches ich liebe, zu hassen! Und niemandem zu wünschen, es je gelebt zu haben, es gar zu leben. 

Und ich gestehe auch, dass meine Ansprüche, die ich meinem Geist zuzumuten gedenke, auch nur dazu führen, dahingehend gedeutet zu werden, dass ich selbst nicht verstehe würde, das zu deuten, was ich zu sagen meine. 

Und ich gestehe selbst, dass ich manchmal nicht verstehe, was ich zu sagen gedenke, geschweige denn male und tue. Und ich gestehe selbst, dass es den Leuten schwer zuzumuten ist, mich nicht verstehend anhören zu müssen. Und ich gestehe, nicht zu verstehen, Beifall zu empfangen. Ich gestehe aber auch, Menschen zu kennen, die meinen, verstehen zu wollen, was ich hoffte, zu verstehen, ohne mich je selbst ganz verstanden zu haben. 

Wohin treibt mein Geist mein Tun? Wie verändert sich meine Seele und was ist sie? Wird mein Leben bestimmt und wenn, durch wen? Wie sollte es auch anders sein? 

Mächte bestimmen unser Leben - mein Leben. Die natürlichen Kräfte vollbringen die Überwindung irdischer Ebenen. Machen sich zu Niemandes Untertan. Der Missbrauch der Seelen, ihre Verletzungen, entstehen durch Erfahrungen der Masse. Seien es nun Liebe, Hass, Gewalt, Freude, Glück, Guttaten oder andere Verletzungen. Frei fliegende Seelen haben Frieden geschlossen mit der Erde, den Menschen und all ihren dortigen, sonstigen Massen. Ohne diesen Frieden sind sie eine unheilbare Krankheit im All. Müssen neu geboren werden. Müssen gehen durch den Dreck, allen Erneuten und Anderen. 

Umweltbezogene Aktivitäten der Masse beeinflussen als schlimme Fehlkalkulation den freien Wandel und die Versöhnung mit dem Ganzen. Als denkendes Individuum beobachte ich, dass unsere Population zunimmt, die der nicht denkenden Art aber abnimmt.

Aussterbende Populationen konnten den Frieden endgültig schließen. Sie leben frei. Wie viele Tode werden wir noch sterben müssen, wie viele neue Geburten und Leben ertragen, um endlich frei zu sein? Die Antwort weiß auch der Wind! Als einer der guten Mächte hat er wie Seinesgleichen das Potential, Lösungen kraftvoll durch grundlegende, aufzuerlegende Wandlungen mit der ganzen Schöpfung herbeizuführen. Auch Hurrikane machen daher frei von Verletzungen.
 

Ja, noch sind die Seelen Grenzgänger zwischen dem realen und idealen Sein; zu oft gefangen im realen Raum. Idealwahrnehmungen werden derzeit in der Realität gefiltert zum Traum. Dabei geht schon der Blick vom inneren Ich zum äußeren Ich. Nach dem Zerbrechen der Ellipsen trägt sie der Adler fort zu den Sternen. Dort leben sie als Sternzeichen über dem grünen Haus des Gestern. Auch Sternzeichen beeinflussen die feinen Gespüre. Sie sind im Kopf, wie der Steinbock.

Rote Tränen fließen aus dem dichtesten Gedränge und die grünen fallen in den freien Raum des Bewussten. Was sind schon rote, grüne und blaue Häuser, wenn eines seelenlos und die anderen sich aus den Sternzeichen lösen? 

Wann können Lanzen wehrhaft sein? Nur wenn sie nach innen zeigen! Der Rest ist Luft im leeren Raum verblasster Träume. 

*** 

© by Gerhard Pollheide, überarbeitet in Lübbecke am 01.02.2025 

 Und dann war da Liebe

Hand in Hand sparzierten Dalia und Jamal durch den lauen Frühlingsabend. Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen, und der Himmel war in sanftes Rosa getaucht. Seite an Seite gingen sie auf schmalem Pfad.

Schritte und Herzen synchron und voller Erwartung. Herzverbrannt schwebten sie dahin ohne Zeitgefühl.

Gespräche verstummten, doch ihre Gedanken schwirrten wie unsichtbare Fäden zwischen ihnen hin und her. Blicke von Jamal trafen Dalia wie Blitze. Ein unbekanntes Gefühl durchzog sie mit dem Wissen, sich nicht wehren zu wollen.


Die Stille wurde zur Melodie ihrer Herzen. Jamals Blicke sprachen mehr, als Worte es je könnten. Jeder Blick war eine Liebeserklärung an Dalia, ein Versprechen ohne Worte. Sie schwankte zwischen Traum und Wirklichkeit. Ihre gemeinsame Nähe nahm beide gefangen in einer surrealen Welt ohne Ferne.

Die letzten Sonnenstrahlen versiegten in der Stille. Jamal und Dalias Augen trafen sich. Für beide hörte die Welt auf, sich zu drehen. Ohne ein Wort zog Jamal Dalia sanft in seine Arme. Sie schloss die Augen, ließ sich fallen und wehrte sich nicht.
 

Beide hatten in der Stille, im Schweigen und in ihren Blicken gefunden, 

wonach sie nicht gesucht, aber tief in ihrem Innersten ersehnt hatten: Liebe, unausgesprochen und doch so klar.

***
© Lübbecke, den 22.02.2025, by Gerhard Pollheide (Eine Begegnung in Münster 1986 mit veränderten Namen.) Aus dieser Begegnung ist in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts folgendes Gedicht von mir entstanden:

Sei wehrlos

Gehst du ein Stück zu zweit
und die Stunden vergehen im Fluge;
wenn ungesprochene Worte Gedanken durchdringen
und Blicke dich treffen wie Blitze
dann wehr dich nicht! 

Wenn du die Stille hörst, 
Blicke mehr sagen als tausend Worte; 
wenn Nähe dich zum Schwanken bringt, 
Ferne unaussprechlich bleibt,
dann wehr dich nicht!
 
***

So kann ich Frieden erklären

Sei wehrlos 

Unsere Stärke zeigt sich in unserer Wehrlosigkeit. 

Wehrlosigkeit hat eine tiefere Bedeutung im Zusammenhang mit zwischenmenschlichen Beziehungen und emotionaler Offenheit. Sie ist ein sanfter Aufruf zur Hingabe und zum Zulassen der Gefühle, die durch das Zusammensein mit einem anderen Menschen entstehen.

 

Leben bedeutet, gemeinsam Zeit zu verbringen. Wenn beim Zusammensein und in gemeinsamen Gesprächen die Stunden wie im Fluge vergehen, besiegt die beidseitige Offenheit die Angst vor dem Fremden, vor Vorurteilen und vor den erfahrenen Ängsten vergangenen Handelns. In der Stille, wenn ungesprochene Worte wahrgenommen werden und Blicke wie Blitze treffen, entsteht in dieser oft falschen Welt etwas Echtes: Eine tiefe Verbindung zwischen zwei Menschen, die über das gesprochene Wort hinausgeht. Niemand muss sich dann des anderen erwehren. So könnten auch Kriege enden, würden wir uns diesen intensiven Momenten und Gefühlen hingeben und uns nicht davor verschließen.  


In der Stille sprechen Blicke, selbst wenn sie hasserfüllt sind und Lächeln mehr als tausend Worte. Die gemeinsame Nähe könnte uns zu einem gegenseitigen Vergeben bringen, um Schuldbücher zu schließen, wenn wir uns gegenseitig sagten: „Es ist nicht deine Schuld.“ Diese neu entstandene Gemeinschaft kann jetzt nicht mehr durch Distanz verloren gehen, denn unsere Emotionen, geboren aus geistiger und körperlicher Nähe, lassen keine Trennung mehr zu.

Ich erinnere mich an eine Fernsehsendung vor vielen Jahren. Es ging um den ewigen Streit und Krieg zwischen den Israelis und Palästinensern. Auf die Frage des Reporters hin, ob man sich wegen der gemeinsamen Wurzeln nicht irgendwann einmal die Hände reichen könne, damit nicht noch weitere Kinder, Mütter und Väter stürben, liefen bei dem Araber Tränen über seine Wangen, als er nach einem möglichen Weg hierfür mit sich rang. Stellen wir uns vor, auch der Israeli hätte geweint. 

Dann wäre es bis zu einer gegenseitigen Umarmung und bis zum gegenseitigen Trost nicht mehr weit gewesen. Doch der Israeli schaute weg, die Kamera schwenkte um. Man konnte mit den Tränen nichts anfangen. Was für eine vertane Chance. Wir alle müssen wieder weinen und trauern lernen!

 

Offenheit und Verletzlichkeit könnten einen tiefen Frieden zwischen uns schaffen, wenn wir auch einmal den Mut hätten zu weinen und uns unseren Gefühlen hinzugeben - im Reden, Schweigen und in Blicken. Die Schuldbücher könnten endlich geschlossen werden, wenn wir zueinander sagten: „Es war nicht deine Schuld!“ Weil wir uns nicht wehrten, konnte kein Kampf entstehen, nur Frieden im gegenseitigen Lächeln mit Blick auf eine vielleicht besser werdende Zeit gegenseitigen Vertrauens.


Eine auch mögliche Interpretation meines vorstehenden und nachfolgenden Gedichts, entstanden in den 1980er Jahren, doch weiterhin aktuell:

Sei wehrlos

 Gehst du ein Stück zu zweit
und die Stunden vergehen im Fluge;
wenn ungesprochene Worte Gedanken durchdringen
und Blicke dich treffen wie Blitze
dann wehr dich nicht! 
 
Wenn du die Stille hörst, 
Blicke mehr sagen als tausend Worte; 
wenn Nähe dich zum Schwanken bringt, 
Ferne unaussprechlich bleibt,
dann wehr dich nicht!
***
© Lübbecke, den 09. Februar 2025 – Gerhard Pollheide