Meine Philosophie
Die notwendige Demokratisierung der Bildenden Kunst
Größer, exklusiver, teurer. Die internationale Kunstwelt erlebt seit Jahren eine entfesselte Spirale der Rekorde. Ein Preisrekord jagt den nächsten. Die meisten dieser Werke sind groß, bunt und teuer. Sie passen weder in die Zimmer noch in das Budget von Menschen bis zur Mittelschicht. Hierdurch entzieht der Kapitalismus der Mehrheit der kunstinteressierten Menschen die Kunst. Kunstproduktion und Kunsthandel haben sich von der Lebensrealität vieler Menschen entfernt. Dadurch verliert die Kunst ihre soziale Struktur, die aber notwendig ist für eine kritische und gesunde Gesellschaft. Die Kunst-Ära der Superlative muss enden oder im Superkapitalismus für sich separat als reines Spekulationsmodell eingeordnet werden.
Es ist höchste Zeit, die vermeintlich „kleine Kunst“ zu verteidigen – eine Kunst mit Augenmaß. Kleine Formate fordern uns heraus, genauer hinzusehen und uns in einer reizüberfluteten Welt auf das Überschaubare zu konzentrieren. Wir müssen unseren Blick für das Kleine, das leicht Übersehbare und das monetär Erschwingliche schärfen, um der „kleinen Kunst“ den Platz einzuräumen, der ihr zusteht. Es muss ein großer Platz sein, denn diese Kunst ist mitten ins Leben zu integrieren – nicht nur als ästhetisches Objekt oder zur Bewunderung, sondern als Begleiter unseres Alltags. Das ist überfällig.
Doch was ist eigentlich „kleine Kunst“? Diese Kunstform kann durch ihre Beschränkung ästhetische Kräfte konzentrieren, die weit über die physischen Dimensionen eines Werks hinausgehen. Sie zeichnet sich auch durch ihre revolutionäre Sprache und politische Wirkkraft aus. Kleine, bezahlbare Kunst ist räumlich und finanziell zugänglicher. Wer sie gering schätzt, unterliegt einem fatalen Irrtum unserer Zeit. Die Tradition der formalen Begrenzung in der Kunst reicht weit zurück.
- Betrachten wir zum Beispiel Paul Klee – ein Meister der kleinen Kunst. Paul Klee, Lehrer am Bauhaus und Mitglied der expressionistischen Gruppe "Der Blaue Reiter", malte sehr viele Bilder, die nicht größer als eine DIN-A4-Seite sind. Drei seiner berühmtesten Bilder „Die Zwitscher-Maschine“ (Maße: 25 cm x 38 cm, Museum of Modern Art, New York), „Senecio“ (Maße: 49,5 cm x 41 cm, Kunstmuseum Basel) und „Angelus Novus“ (Maße: 31 cm x 24,5 cm, Israel Museum, Jerusalem) sind ebenfalls kleinformatig und heute unbezahlbar.
- Jan Vermeer: Zu seinen Werken gehören unter anderem „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ (Mauritshuis, Den Haag) und „Die Dienstmagd mit Milchkrug“ (Rijksmuseum, Amsterdam). Die Maße seiner Bilder: 45 cm x 40 cm und 45,5 cm x 41 cm.
- Rembrandt hat im Laufe seines Lebens fast 100 Selbstporträts gemalt. Eines, das er 1630 malte, ist nur 15 cm x 12,5 cm groß. Es befindet sich im Nationalmuseum von Stockholm und ist praktisch unbezahlbar.
Das beweist, dass auch Künstler mit kleinem Oeuvre und relativ kleinen Bildern einen großen Platz in der Kunstwelt einnehmen können und werden. Kleinere Kunstformate bemessen sich nicht am Preis, sondern an ihrem teils revolutionären Ausdruck und ihrer politischen Wirkkraft. Sie stehen für eine Demokratisierung der Kunst. Das zeigt auch ein Blick in die Kunstgeschichte. Kleine Bilder haben oft einen anderen Schaffensprozess und außerdem eine intime Essenz. Sie sind weniger Statement.
Kunst hat ihren Preis - sie ist nicht beliebig. Sie sollte aber sozial erschwinglich sein. Es ist daher die Aufgabe von Künstlern und Galeristen, kleinen Kunstwerken mit fairen Preisen endlich die ihnen gebührende Bedeutung zu verleihen. Durch diese Demokratisierung der Kunst werden alle kunstinteressierten Bürger/innen in die Lage versetzt, Unikate zu erwerben. Denn ein Unikat hat eine andere Wirkung als eine Kopie. Außerdem wird ein Unikat in den meisten Fällen seinen Wert nicht nur erhalten, sondern im Laufe der Zeit steigern, wie die vorstehend genannten Beispiele zeigen. Das kleine Format hat also mindestens die gleiche Daseinsberechtigung in der Kunst wie großformatige Werke.
Die demokratischen Aspekte der zugänglichen und erschwinglichen Kunst liegen auch in ihrer leichten Verbreitbarkeit. All dies ist auch ein Werkzeug zur sozialen Veränderung, das dem Bürgertum demokratischen und freien Zugang zur Kunst ermöglicht. Diese Kunstwerke und ihre Diskurse schärfen den Blick für das scheinbar Unbedeutende und Übersehene und sind monetär erschwinglich. Die Hinwendung zum Bescheidenen und Zugänglichen erscheint mir als genau die revolutionäre Geste, die unsere Zeit braucht. Wir sollten der kleinen Kunst großen Platz einräumen und sie mitten ins Leben integrieren – nicht nur als Objekt der Bewunderung, sondern als Begleiter unseres Alltags. Wir, die Galeria Arte und ich, Gerhard Pollheide als Künstler, handeln so wie beschrieben, um der kleineren Kunst die Größe wiederzugeben, die ihr zusteht.
Siehe hierzu auch https://www.deutschlandfunk.de/plaedoyer-fuer-die-kleine-kunst-100.html. Dieser Beitrag von Hilka Dirks zielt in die gleiche Richtung und deckt sich mit meinem bisherigen künstlerischen Denken, das hier in meinem Aufsatz mündet.
Lübbecke - Carraspite - Sayalonga, den 05.01.2025
Gerhard Pollheide
Meine Vision
der Kunst- und Literaturgalerie „Galeria Arte“
Die Demokratisierung der Kunst und Literatur
In einer Welt, in der Kunstwerke oft als Statussymbole gehandelt werden und der Markt von schwindelerregenden Preisen geprägt ist, geht es in meiner geplanten Kunst- und Literaturgalerie um die Demokratisierung der Kunst. Ich möchte weg von der Philosophie "immer größer, immer teurer" und hin zu einer Welt, in der Kunst wieder für viele erschwinglich und zugänglich ist.
Der Gedanke, dass ein Originalkunstwerk mehr Wert und emotionalen Reiz hat als eine kopierte Version, ist ein Kernprinzip meiner Galerie. Es ist etwas Besonderes, ein echtes Kunstwerk zu besitzen – es erzählt eine Geschichte, trägt die Handschrift des Künstlers und vermittelt eine Authentizität, die Reproduktionen einfach nicht erreichen können.
Bezahlbare Kunst und kleinere Werke
Der bezahlbaren Kunst und den kleineren Bildern ist ein viel größerer Platz einzuräumen. Meine Galerie soll ein Ort sein, an dem Menschen Kunstwerke entdecken, die sie sich leisten können und die sie in ihren Alltag integrieren können. Kleine Kunstwerke haben die Fähigkeit, ästhetische Kräfte zu konzentrieren, die weit über die physischen Dimensionen eines Werks hinausgehen. Sie zeichnen sich auch durch ihre revolutionäre Sprache und politische Wirkkraft aus. Die Tradition der formalen Begrenzung in der Kunst reicht weit zurück.
Paul Klee, ein bedeutender Künstler des 20. Jahrhunderts, verstand diesen Ansatz gut. Seine Werke, oft klein in der Größe, sind reich an Bedeutung und emotionaler Tiefe. Sie zeigen, dass Kunst nicht groß sein muss, um großen Einfluss zu haben.
Die Verbindung von Kunst und Literatur
Die Galerie wird vor allem meine eigenen Kunstwerke und meine eigene Literatur präsentieren. Mit dieser Vision hoffe ich, einen kleinen, aber bedeutenden Beitrag zur Veränderung der Kunstwelt zu leisten. Eine Galerie, die Kunst für alle bietet, die den Wert eines Originals schätzen und es sich leisten können, ein Stück davon in ihrem Zuhause zu haben. Eine Galerie, die Kunst und Literatur miteinander verbindet und damit einen Raum schafft, in dem Kreativität, Inspiration und Zugänglichkeit Hand in Hand gehen.
Kunst für alle
Meine Galerie soll ein Ort der Begegnung und des Austauschs sein. Hier können Menschen durch die Schönheit und die Geschichten, die jedes Kunstwerk in sich trägt, inspiriert werden. Es geht darum, die Kunst von ihrem elitären Sockel herunterzuholen und sie wieder zugänglich und relevant für das tägliche Leben zu machen. Jeder soll die Möglichkeit haben, Kunst zu erleben und zu besitzen, unabhängig von Einkommen oder sozialem Status.
Die Vision einer neuen Kunstwelt
Mit dieser Galerie möchte ich einen Wandel anstoßen, hin zu einer inklusiveren und zugänglicheren Kunstwelt. Eine Welt, in der Kunst nicht nur für die Reichen und Privilegierten reserviert ist, sondern für jeden, der sie schätzt. Kunst soll wieder eine universelle Sprache sein, die verbindet und inspiriert, die zum Nachdenken anregt und Freude bereitet.
Die Rolle der Literatur
Neben der bildenden Kunst spielt auch die Literatur eine zentrale Rolle in meiner Galerie. Literatur hat die Macht, Welten zu erschaffen, Gedanken zu formen und Emotionen zu wecken. Die Kombination von Kunst und Literatur bietet eine reiche und vielfältige Erfahrung, die beide Disziplinen auf einzigartige Weise miteinander verwebt. Es geht darum, Geschichten durch verschiedene Medien zu erzählen und die Betrachter und Leser in diese Geschichten eintauchen zu lassen.
Ein Raum für Kreativität und Inspiration
Die Galerie soll ein lebendiger Raum sein, in dem regelmäßig veränderte Ausstellungen, Lesungen und Diskussionsrunden stattfinden, die den Austausch von Ideen und die Förderung der Kreativität unterstützen, ein Ort, an dem innovative Ideen entstehen und wachsen können.
Die Authentizität des Originals
Ein weiterer wichtiger Aspekt meiner Galerie ist die Betonung der Authentizität und des Wertes des Originals. In einer Zeit, in der digitale Reproduktionen und Massenproduktionen weit verbreitet sind, geht es darum, die Einzigartigkeit und den besonderen Wert eines handgefertigten Kunstwerks oder eines sorgfältig geschriebenen Buches zu betonen. Diese Originale tragen die Handschrift und die Seele des Künstlers oder Autors in sich, was sie zu etwas ganz Besonderem macht.
Die integrative Kraft der Kunst
Die Kunst hat die Fähigkeit, Brücken zu bauen und Menschen unterschiedlichster Hintergründe zusammenzubringen. Sie kann Verständnis und Empathie fördern und eine Plattform für den Dialog und den Austausch bieten. In meiner Galerie wird Kunst als ein Mittel zur Förderung der sozialen Gerechtigkeit und des kulturellen Verständnisses gesehen. Es soll ein Ort sein, an dem verschiedene Stimmen gehört werden, an dem Vielfalt und Inklusion im Mittelpunkt stehen.
Ein Ort der Begegnung
Meine Galerie soll mehr sein als nur ein Ausstellungsraum. Sie soll ein Ort der Begegnung und des Dialogs sein, an dem Menschen zusammenkommen, um Kunst und Literatur zu genießen und sich darüber auszutauschen, also auch ein gemütlichen Raum zum Verweilen und Nachdenken. Die Vision meiner Kunst- und Literaturgalerie ist es, auch einen Raum zu schaffen, der die Demokratisierung der Kunst fördert und gleichzeitig die Authentizität und den Wert des Originals betont.
Schlussgedanken
Es geht darum, Kunst und Literatur für ein breites Publikum zugänglich und erschwinglich zu machen und einen Ort der Kreativität, des Austauschs und der Inspiration zu schaffen. Ich hoffe, dass diese Galerie einen kleinen, aber bedeutenden Beitrag zur Veränderung der Kunstwelt leisten wird und dass sie ein Ort wird, an dem Menschen die Schönheit und die Kraft der Kunst und Literatur erleben und schätzen können. Und ich bin fest davon überzeugt, dass die Galeria Arte auch zur Belebung der Lübbecker Innenstadt beiträgt.
Lübbecke, im Februar 2025
Gerhard Pollheide